Wasserstoff. Norddeutsch. Persönlich. – Teil 4: Anke Alvermann-Schuler
Wer treibt die Wasserstoffwirtschaft im Nordwesten an? Wie entstehen aus Ideen und Visionen handfeste Projekte, die Bremen und den Nordwesten zu einem Hotspot in der Wasserstoff-Industrie machen? In unserer Reihe „Wasserstoff. Norddeutsch. Persönlich.“ stehen die Persönlichkeiten hinter der Wasserstoff-Wende Rede und Antwort.
Anke Alvermann-Schuler ist Business Development Managerin bei der Gasunie Energy Development GmbH in Hannover. Nach verschiedenen Stationen in ihrer 20-jährigen Konzernkarriere ist sie seit Januar 2023 als Stakeholder-Managerin im Wasserstoff-Team tätig.
Gasunie Deutschland betreibt ein 4.600 Kilometer langes Fernleitungsnetz in Norddeutschland. Die insgesamt 17.000 Kilometer Leitungsnetze der Gasunie in den Niederlanden und Deutschland übernehmen die Funktion einer Energiedrehscheibe für Nordwesteuropa. Gasunie gehört zu den führenden Unternehmen in Europa und plant für Norddeutschland ein 1.000 Kilometer langes Wasserstoffnetz zu realisieren. Das Wasserstoffnetz Hyperlink wird auch die Region Bremen mit dem Energieträger Wasserstoff versorgen.
Frau Alvermann-Schuler, was motiviert Sie, im Bereich Wasserstoff zu arbeiten?
Alvermann-Schuler: Eines meiner Kinder hat mich neulich gefragt: Was machst du eigentlich gegen den Klimawandel? Da war ich sehr stolz und konnte lässig antworten, dass ich jeden Tag daran mitwirke, die Energiewende zu ermöglichen. Ich finde es motivierend, an einer politisch und gesellschaftlich wichtigen Aufgabe mitzuarbeiten. Der Energieträger Wasserstoff ist ein wichtiger Bestandteil in unserer künftigen Energieversorgung.
Im Bereich Wasserstoff ist vieles neu, der Energiemarkt befindet sich im Wandel. Das ist sehr spannend! Es bereitet mir große Freude an diesem Wandel mitzuwirken. Im Gegensatz zum Erdgasnetz, das seit 60 Jahren existiert und gut etabliert ist, begleiten das Thema Wasserstoff noch einige unbekannte Faktoren, das macht es interessant und herausfordernd. Wir können profitieren von unserer langen Erfahrung im Erdgas und den Erfahrungen, die unser Mutterkonzern bereits beim Hochlauf des Wasserstoffmarktes in den Niederlanden gesammelt hat und sind deswegen sehr gut aufgestellt.
Auf welchen persönlichen Erfolg sind Sie besonders stolz?
Alvermann-Schuler: Dass wir unser Wasserstoffnetz Hyperlink so schnell bekannt gemacht haben und alle Teilprojekte von Hyperlink auf sehr viele positive Rückmeldung gestoßen sind. Das ist in der Anfangsphase unheimlich wichtig, gerade bei Infrastrukturprojekten, die ja nicht immer nur mit offenen Armen empfangen werden. Wir haben dazu viele Gespräche geführt mit der Industrie, Netzbetreibern und Verbänden, sind mit Medien in Kontakt getreten, haben Workshops und Vorträge gehalten, etwa im Bremer ECOMAT, und haben unsere Stakeholder somit gut erreicht und informiert. Persönlich nutze ich gern auch LinkedIn – also Social Media. Ich sag hin und wieder, dass ich jetzt 'Influencerin' bin, auch wenn das meine Kinder ganz anders sehen (lacht).
Was hat Sie zuletzt im Bereich Wasserstoff positiv überrascht?
Alvermann-Schuler: Es gibt eine totale Euphorie für Wasserstoff, das Thema tobt. Ich war unter anderem in Rotterdam auf einer Wasserstoff-Messe, da waren Vertreter aus dem arabischen Raum, die sagten, „Niederlande und Deutschland, das sind die places-to-be, da gibt es Unterstützung, da sind die Häfen, die Speicher“. Das ist schön. Ansonsten bewegen wir uns jetzt gefühlt auf eine Zielgerade zu. Wir haben in Deutschland lange über das für und wider und mögliche Wege in die Wasserstoff-Zukunft diskutiert. Das ist auch gut so, weil wir damit die nötigen Grundlagen geschaffen haben. Jetzt kommen die ersten Projekte in die konkrete Umsetzung, man spürt, dass sich etwas bewegt.
Welche Person würden Sie gerne auf der Messe und Konferenz „Hydrogen Technology Expo“ 2023 in Bremen treffen?
Alvermann-Schuler: Ich würde gern den Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte kennenlernen. Die Unterstützung der Politik ist bei Infrastrukturprojekten wie unserem Hyperlink-Projekt unheimlich wichtig und deshalb freut es mich immer, ihr unsere Projekte vorstellen zu können. Am Ende ziehen wir ja alle an einem Strang und wollen die Energiewende gestalten, deshalb ist mir die Perspektive der Politik, aber auch der Bürgerinnen und Bürger sehr wichtig. Ich konnte bereits die Bremer Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt kennenlernen, wir hatten einen sehr positiven Austausch und ich bin mir sicher, wenn ich den Bürgermeister treffe, wird das wieder so sein.
Welches Wasserstoff-Projekt oder welchen innovativen Ort – egal wo auf der Welt – würden Sie gern einmal näher kennenlernen?
Alvermann-Schuler: Da habe ich lange drüber nachgedacht. Als international tätiges Unternehmen gehören Dienstreisen in verschiedene Regionen der Welt natürlich zum Job. Das ist sehr spannend, aber nicht das, was ich auf die Frage antworten möchte. Ich würde am liebsten im Herbst 2023 unsere Leitung 15 besuchen, auf einem Teilstück zwischen Achim bei Bremen und Eckel bei Hamburg. Die rüsten wir gerade für Wasserstoff um und im späten Herbst sind die ersten Leitungsteile fertig. Auch wenn danach noch nicht direkt Wasserstoff fließen wird, bin ich mächtig stolz darauf, dass wir dann den ersten, praktischen Schritt getan haben, dass aus langen Planungen endlich greifbare Veränderungen geworden sind.
Wir befinden uns im Jahr 2035, in einem Satz: Woran merkt man im Alltag die Bedeutung von Wasserstoff?
Alvermann-Schuler: 2035 ist unser Wasserstoffnetz Hyperlink umgesetzt und seit einigen Jahren im Betrieb. Mein Job ist wieder ein bisschen ruhiger geworden. Große, energieintensive Industrie wie Stahlwerke und Glashütten sind an Hyperlink angeschlossen Der Markthochlauf funktioniert, die Speicher wurden angeschlossen, Wasserstoff als Energiequelle hat sich etabliert.