Wasserstoff. Norddeutsch. Persönlich. – Teil 7: Marie-Sophie Nizou
Wer treibt die Wasserstoffwirtschaft im Nordwesten an? Wie entstehen aus Ideen und Visionen handfeste Projekte, die Bremen und den Nordwesten zu einem Hotspot in der Wasserstoff-Industrie machen? In unserer Reihe „Wasserstoff. Norddeutsch. Persönlich.“ stehen die Persönlichkeiten hinter der Wasserstoff-Wende Rede und Antwort.
Marie-Sophie Nizou ist Hydrogen Program Manager and Business Developer bei der ArianeGroup in Bremen. Die gebürtige Französin kam nach dem Studium nach Deutschland, wo sie unter anderem bei Airbus in Hamburg und dem Satellitenbauer OHB in Bremen arbeitete. Bei der ArianeGroup kümmert sie sich heute darum, die Kompetenzen des Konzerns im Bereich kryogener Wasserstoff für andere Geschäftsfelder zu erschließen. Das Ziel: Wissen aus der Raumfahrt zu transferieren, etwa in die Schwerlastmobilität. In der Raumfahrt wird seit über 40 Jahren mit flüssigem, kryogenem Wasserstoff gearbeitet. Die ArianeGroup hat daher einen enormen Erfahrungsschatz, der jetzt für andere Anwendungen und Wirtschaftszweige genutzt werden kann.
Frau Nizou, was hat Sie dazu gebracht, im Bereich Wasserstoff zu arbeiten?
Nachhaltigkeit war für mich immer sehr wichtig. Bereits bevor ich begonnen habe bei ArianeGroup zu arbeiten, war ich an dem europäischen Erdbeobachtungsprogramm Copernicus beteiligt, das zum Ziel hat, die Genauigkeit der CO2-Datenerfassung aus dem All zu verbessern. Für mich war es aber wichtig, noch konkreter selbst etwas vor Ort bewegen und entwickeln zu können und deshalb bin ich zur ArianeGroup gewechselt und dort im Bereich Programmmanagement und Geschäftsentwicklung Wasserstoff.
Auf persönlichen Erfolg sind Sie besonders stolz?
Ich arbeite erst seit kurzem bei der ArianeGroup und bin stolz von der Teilnahme unseres Teams an der Dekarbonisierung der Luftfahrt. Die ArianeGroup verfügt im Bereich kryogener Treibstoff mit ihren Ariane-Raketen über viel Erfahrung. Wir unterstützen Airbus ZEROe mit Entwicklungs- und Fertigungsknow-how im Bereich Management dieser extrem kalten Treibstoffe. Wir sind in Bremen sehr nah an dem Airbus ZEROe Development Center. Die ZEDC sind spezielle Entwicklungszentren, die sich mit der Entwicklung emissionsarmer Antriebe für die Luftfahrt befassen, in Bremen etwa im Bereich der kryogenen Wasserstofftanks.
Was hat Sie im Bereich Wasserstoff zuletzt überrascht?
Im September 2023 war ich auf der Hydrogen Technology Expo in Bremen. Es hat mich damals überrascht, wie viele Teilnehmende aus der ganzen Welt bei der Messe waren, aber auch besonders, wie viele aus Bremen und Norddeutschland kamen. Das hat mich nachhaltig begeistert – nicht nur die Menge an Besucher:innen, sondern auch die Vielfalt an Technologien und Lösungen zu sehen, die dort präsentiert wurden und die alle auf ihrem Gebiet dazu beitragen, die Wasserstoffökonomie voranzubringen.
Welches Projekt oder welche Person aus dem Bereich Wasserstoff würden Sie gern einmal treffen?
Es gibt im Bremen ja das ECOMAT Entwicklungs- und Technologiezentrum. Und jetzt wird dort auch das ECOMAT Hydrogen Center als Erweiterung geplant – das würde ich gern näher kennenlernen. In Bremen gibt es eine sehr gute Vernetzung von Politik, Wissenschaft und Industrie. Die Stadt unterstützt die Vorhaben hier sehr gut. Zum Beispiel die Wirtschaftsförderung Bremen, die Wasserstoff-Geschäftsstelle aber auch die Förderbank BAB haben bei ersten Projekten großes Interesse an unseren Projekten und Vorhaben gezeigt. Diese Unterstützung von allen Seiten – das nehme ich als sehr motivierend wahr und deshalb will ich den Standort hier noch besser kennenlernen.
Welches Wasserstoff-Projekt oder welchen innovativen Ort – egal wo auf der Welt – würden Sie gern einmal näher kennenlernen?
Ich würde gern einmal Norwegen besuchen. Nicht nur, um in der schönen Natur zu wandern (lacht), sondern wegen der vielen Erfahrung im Bereich des flüssigen Wasserstoffs, die dort gerade gesammelt wird. Im vergangenen Jahr nahm die weltweit erste wasserstoffbetriebene Fähre ihren Dienst auf. Das ist ein sehr spannendes Projekt, das ich gern einmal näher kennenlernen würde.
Stellen Sie sich einmal vor, wir sind im Jahr 2035 – wo merkt man im Alltag, das Wasserstoff angekommen ist?
Wir werden auf jeden Fall mehr Mobilität sehen mit Wasserstoff, neben Autos auch im Lkw-Bereich. Daimler hat etwa kürzlich einen Wasserstoff-LKW vorgestellt. Gerade im Bereich des Schwerlastverkehrs, Heavy Mobility, ist Wasserstoff eine sehr interessante Alternative. Gleichzeitig sind die ersten mit Wasserstoff betriebenen Flugzeuge am Himmel unterwegs und erlauben ein emissionsarmes Reisen.