Wasserstoff. Norddeutsch. Persönlich. – Teil 9: Melanie Jessen

Wer treibt die Wasserstoffwirtschaft im Norden an? Wie entstehen aus Ideen und Visionen handfeste Projekte, den Norden zu einem Hotspot in der Wasserstoff-Industrie machen? In unserer Reihe „Wasserstoff. Norddeutsch. Persönlich.“ stehen die Persönlichkeiten hinter der Wasserstoff-Wende Rede und Antwort.
Als Geschäftsführerin der GP JOULE Hydrogen GmbH beschäftigt sich Melanie Jessen mit der grünen Energiewende im Mobilitätssektor, aber auch angrenzenden Bereichen. GP JOULE ist ein integrierter Energieversorger aus Schleswig-Holstein, der mit seinen Leistungen alle Bereiche der Energie-Wertschöpfungskette abdecken möchte, von der Erzeugung, zur Speicherung, Transport bis hin zur Distribution an die Verbrauchenden.

Melanie Jessen, Geschäftsführerin der GP JOULE Hydrogen GmbH
Frau Jessen: Was motiviert Sie dazu, im Bereich Wasserstoff zu arbeiten?
Mich motiviert es einerseits, dem Klimawandel aktiv entgegenzutreten und dabei mitzuwirken, die Klimaziele der Bundesregierung sowie der EU zu erreichen. Bis 2040, so der Plan der Bundesregierung, sollen Kapazitäten von 560 Gigawatt in erneuerbaren Energien entstehen. Wenn man bedenkt, dass der Spitzenverbrauch in Deutschland derzeit maximal bei 90 Gigawatt liegt, wird schnell klar, wie essenziell große Speicherkapazitäten sind. Diese benötigen wir, um Spitzenleistungen abzufangen und Energie auch in andere Sektoren zu bringen – nicht nur in den Stromsektor. Und dafür eignet sich Wasserstoff.
Zusätzlich treibt mich unser Team hier im Unternehmen an. Es ist beeindruckend, wie viel Enthusiasmus unsere Mitarbeitenden sowie die gesamte Wasserstoff-Community täglich in diese Arbeit stecken. Diese Leidenschaft und das gemeinsame Ziel, die Energiewende voranzubringen, machen dieses Arbeitsfeld unglaublich inspirierend und mitreißend.
Auf welchen persönlichen Erfolg sind Sie besonders stolz im Bereich Wasserstoff?
Es gibt im Bereich Wasserstoff immer wieder Erfolge und auch Rückschläge – aber besonders stolz bin ich darauf, dass wir es trotz aller Herausforderungen geschafft haben, einige Projekte erfolgreich umzusetzen. Ich sage gerne: 'Vom Kilowatt zum Kilometer gedacht.' Damit meine ich Mobilitätskonzepte, die die gesamte Wertschöpfungskette abdecken – von der Erzeugung durch Wind- oder Solarenergie über die Elektrolyse bis hin zum Transport und der Nutzung an Tankstellen.
Ein besonders hervorzuhebendes Beispiel ist eFarm in Nordfriesland. Hier haben wir eine Elektrolyseleistung von 1,1 Megawatt aufgebaut, die inzwischen 12 Busse und rund 30 PKWs mit Wasserstoff versorgt. Ein weiteres spannendes Projekt ist HY.City.Bremerhaven. Dort haben wir sowohl eine Wasserstoffproduktion als auch eine Tankstelle mit einer Leistung von 2 Megawatt geschaffen. Solche Projekte zu realisieren, erfüllt mich mit großem Stolz, weil sie zeigen, wie innovativ und praxisnah Wasserstofflösungen heute schon umgesetzt werden können.
Was hat Sie zuletzt im Wasserstoffsektor überrascht?
Im Bereich Wasserstoff gibt es immer wieder Überraschungen, insbesondere durch die starke Abhängigkeit von der Politik bei Fördermitteln und Genehmigungen. Was mich zuletzt überrascht hat, ist, wie wenig pragmatische Förderprogramme es speziell für E-LKW gibt. Während der Busverkehr von Förderungen profitieren kann, fehlt es im Schwerlastverkehr noch an passenden Konzepten.
Dabei könnten wir bereits heute LKW mit Wasserstoff betanken – es gibt kleinere Hersteller, die solche Fahrzeuge liefern können. Doch bei den großen Produzenten fehlt es noch an entsprechenden Modellen. Hier braucht es dringend weitere Anreize, um den Markt zu aktivieren, sei es durch Investitionshilfen oder klare regulatorische Rahmenbedingungen.
Wen würden Sie einmal gern in der Wasserstoffcommunity treffen?
Wir sind in Deutschland sehr gut vernetzt und kennen nahezu alle Projekte in diesem Bereich. Besonders spannend finde ich jedoch das Thema Wasserstoffkernnetz und den Fortschritt in diesem Bereich. Diese Infrastruktur wird von zentraler Bedeutung für die Zukunft unserer Arbeit sein. Daher würde ich gerne mit Gasnetzbetreibern in den Austausch treten, um mehr über ihre Pläne und Herausforderungen zu erfahren.
Das Wasserstoffkernnetz wird große Nutzer wie die Stahlindustrie direkt anbinden, im Mobilitätssektor könnte es zusätzlich direkte Trailerabfüllstationen geben. Diese Flexibilität eröffnet viele Möglichkeiten. Bei GP JOULE sind wir nicht ausschließlich auf den Mobilitätssektor fokussiert, sondern entwickeln auch kleine und größere Produktionsstandorte für Wasserstoff. Unser Ziel ist es, uns breiter aufzustellen und in verschiedenen Bereichen der Wasserstoffwirtschaft eine führende Rolle einzunehmen.
Schauen Sie einmal für uns ins Jahr 2035 – wo werden wir merken, dass Wasserstoff angekommen ist?
Wasserstoff sehe ich vor allem in zwei Rollen: Als unsichtbarer Teil im Speicher- und Systemdienstleister im Stromnetz und als sichtbarer Bestandteil des Mobilitätssektors. Im Stromnetz wird man Wasserstoff im Alltag kaum direkt wahrnehmen – und das ist auch gut so. Denn die Vision ist ja, dass wir uns in unserem täglichen Leben auch künftig nicht einschränken müssen, weil erneuerbare Energien zuverlässig aus der Steckdose kommen. Grüner Wasserstoff wird zudem sicherstellen, dass auch unsere Alltags-Produkte aus der Stahl- oder Chemieindustrie klimaneutral hergestellt werden und ihre Funktionalität wie gewohnt erhalten bleibt.
In der Mobilität wird Wasserstoff jedoch sichtbarer sein. Ich hoffe, dass wir Produkte, die wir zum Beispiel bei Amazon bestellen, mit Wasserstoff betriebenen LKW geliefert bekommen. Unsere Kinder könnten mit Wasserstoffbussen sicher und klimaneutral zur Schule fahren. Und vielleicht nutzen wir selbst schon Wasserstoffflugzeuge, um in den Urlaub zu fliegen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Wir sind in Deutschland sehr gut vernetzt und kennen nahezu alle Projekte in diesem Bereich. Besonders spannend finde ich jedoch das Thema Wasserstoffkernnetz und den Fortschritt in diesem Bereich. Diese Infrastruktur wird von zentraler Bedeutung für die Zukunft unserer Arbeit sein. Daher würde ich gerne mit Gasnetzbetreibern in den Austausch treten, um mehr über ihre Pläne und Herausforderungen zu erfahren.
Das Wasserstoffkernnetz wird große Nutzer wie die Stahlindustrie direkt anbinden, im Mobilitätssektor könnte es zusätzlich direkte Trailerabfüllstationen geben. Diese Flexibilität eröffnet viele Möglichkeiten. Bei GP JOULE sind wir nicht ausschließlich auf den Mobilitätssektor fokussiert, sondern entwickeln auch kleine und größere Produktionsstandorte für Wasserstoff. Unser Ziel ist es, uns breiter aufzustellen und in verschiedenen Bereichen der Wasserstoffwirtschaft eine führende Rolle einzunehmen.
Schauen Sie einmal für uns ins Jahr 2035 – wo werden wir merken, dass Wasserstoff angekommen ist?
Wasserstoff sehe ich vor allem in zwei Rollen: Als unsichtbarer Teil im Speicher- und Systemdienstleister im Stromnetz und als sichtbarer Bestandteil des Mobilitätssektors. Im Stromnetz wird man Wasserstoff im Alltag kaum direkt wahrnehmen – und das ist auch gut so. Denn die Vision ist ja, dass wir uns in unserem täglichen Leben auch künftig nicht einschränken müssen, weil erneuerbare Energien zuverlässig aus der Steckdose kommen. Grüner Wasserstoff wird zudem sicherstellen, dass auch unsere Alltags-Produkte aus der Stahl- oder Chemieindustrie klimaneutral hergestellt werden und ihre Funktionalität wie gewohnt erhalten bleibt.
In der Mobilität wird Wasserstoff jedoch sichtbarer sein. Ich hoffe, dass wir Produkte, die wir zum Beispiel bei Amazon bestellen, mit Wasserstoff betriebenen LKW geliefert bekommen. Unsere Kinder könnten mit Wasserstoffbussen sicher und klimaneutral zur Schule fahren. Und vielleicht nutzen wir selbst schon Wasserstoffflugzeuge, um in den Urlaub zu fliegen.
Vielen Dank für das Gespräch!
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